CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Als die Gondeln flügge wurden

Von wegen, nur Renault würde sich in Frankreich um wilde Autoideen kümmern. Auch bei der konservativen Marke Peugeot traute man sich etwas. Wobei der 1007 eher ein Grund war, doch der klassischen Vorgehensweise treu zu bleiben.

Roland Scharf

Es ist ein interessantes Phänomen in der Welt des Automobils, dass ausgerechnet jene Modelle, die vor allem und besonders für die Lifestyle- und junge Klientel konzipiert und erdacht wurden, dann meist von einer völlig anderen Generation gekauft und oftmals auch heiß geliebt wird. Das liegt zum Teil daran, dass sich die Silver Ager die teils deftigen Kaufpreise halt einfach leisten konnten. Zum anderen aber auch daran, dass man Coolness nicht erzwingen kann, und stattdessen im Übereifer etwas Befremdliches auf die Räder stellt.

Peugeot war noch nie bekannt dafür, besonders hippe Autos zu bauen. Finanziell solide waren die PSA-Geräte immer, dazu ordentlich konstruiert und praktisch und haltbar. Aber hipp? Das überließ man lieber Renault, und auch der Tochter Citroen trieb man diese Flausen nach der Übernahme großteils aus. Aber in den frühen Nuller-Jahren dieses Jahrtausends, da ging es irgendwie mit vielen Herstellern durch, und so dachte man sich auch bei Peugeot: ein City Lifestyle-Vehikel, das wäre doch einmal etwas!

Stimmt natürlich, also kombinierte man einfach all das, worauf es im urbanen Dickicht ankommt. Auf kompakte Abmessungen. Auf eine gute Übersicht. Auf bequemes Ein- und Aussteigen. Und auf eine hohe Sitzposition. Dazu wollte man konsequent neu und anders das Thema Stadtauto angehen und kam auf die Idee, den Wagen mit elektrischen Schiebetüren auszustatten. Dass es sich dabei aber nur um einen Zweitürer handelte, machte den 1007 zu einem echten Unikat. So eine Art und Bauweise wird es nie mehr geben.

Das Ergebnis war optisch so hoch wie lang wie breit. Es wirkte eher wie eine Gondel von einer Achterbahn mit Straßenzulassung und hatte jetzt rein nüchtern betrachtet durchaus seine Vorzüge. Der Entfall von optischen Anreizen und dazu die hohen Kaufpreise aufgrund der teuren Schiebetürkonstruktion tat dazu sein Übriges. Vielleicht wäre alles anders gelaufen hätte man mit offenen Türen fahren dürfen. Aber das ging aus Sicherheitsgründen einfach nicht. So blieb also nur ein Vehikel übrig, das alles richtig machte, aber einfach nicht richtig aussah.

Diese Vorgehensweise funktioniert zwar bei Kühlschränken. Bei einem Automobil hingegen hätte es genau andersherum aber schon gereicht, um ein Kultvehikel zu bauen, wie viele andere Marken bewiesen – die es zum Großteil aber mittlerweile nicht mehr gibt. Und so setzte sich dann doch die nüchterne Gedankenwelt von PSA durch, und man fing an, kühl nachzurechnen. In fünf Jahren verkaufte Peugeot so viel, wie man eigentlich pro Jahr verkaufen vom 1007 wollte. Und damit war es nach vier Jahren auch schon wieder vorbei.

News aus anderen Motorline-Channels:

Helden auf Rädern: Peugeot 1007

Weitere Artikel:

In der siebten Ausprägung des Riviera lernte Buick vieles über den Fahrzeugbau. Was man darf. Was man nicht darf. Und was man nur zur rechten Zeit darf.

Wir komplettieren den Innenraum

Video: Project Tawny, Teil 8

Neue Dichtungen, neue Module, neue Schrauben, es gab viel zu tun in den letzten Wochen, weswegen sich dieses Video auch ein wenig verzögert hat. Aber dafür sind wir jetzt auch fast fertig mit dem Lotus. Fast. Oder eigentlich: nicht einmal annähernd fast.

Legenden unter sich

Lancia Delta Date in Limburg

Lancia hat die Rallye-Sport- Erfolge des Delta mit einer ganzen Reihe von Sonder- und Kleinstserien gewürdigt, die heutzutage echte Raritäten sind. Einige trafen sich jetzt im hessischen Limburg.

Eine Restauration in zehn Minuten

Video: Project Tawny im Zeitraffer

Als Zusammenfassung und Rückblick der bisherigen Arbeiten gibts nun einen klassischen Zeitraffer aller Arbeiten, die bislang an unserem Lotus Elan passiert sind.

Theorie und wilde Wahrheit

Video: Project Tawny, Teil 6

Heute ist der große Moment: Nach letzten Restarbeiten soll der Elan das erste Mal anspringen. Wie groß die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis aber sein können, kam im Laufe der Startversuche immer mehr ans Tageslicht.

Der F1 war nicht das erste Straßenauto, das jemals das McLaren-Zeichen trug. Da gab es viel früher ein kleines Füchschen, das sogar weit seltener ist. Aber nicht mal annähernd so exklusiv.